Humanize the System: FELLow – die Weggefährt:innen
- Gabriele Schobess
- 12. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Bisher habe ich selten gezeigt, womit ich mich in meiner Arbeit beschäftige. Nicht, weil ich es nicht wollte, sondern weil es sich einfach noch nicht ergeben hat. Heute möchte ich hier aber eines meiner Projekte vorstellen, dass mich so richtig glücklich gemacht hat.
Die Aufgabenstellung: "Wie schaffen wir es in einer Stadtverwaltung Außenstellen besser einzubinden?" hatte ich lange mit mir rumgetragen und im letzten Jahr an Weihnachten entstand dann das Konzept dafür: Schon des öfteren habe ich Teams auf Lernreisen geschickt.
Oft war es auch ein standortübergreifendes Konzept, Verbindung schaffen zwischen Mitarbeitenden, die sich sonst im beruflichen Alltag nicht so oft begegnen, dass gesucht wurde. Auch in anderen Organisationen.
Working Out Loud und die LernOS Lernpfade, waren meine Blaupause und der Ursprung für die Ideen. Da aber 12 Wochen für viele Organisationen ein zu langer Zeitraum ist, habe ich eine verkürzte Version entwickelt und diese zudem noch stärker auf die beruflichen Inhalte der jeweiligen Organisation angepasst, bzw. auf das was gerade gebraucht wird. Im Kern steht aber die Vernetzung und der Austausch. Niedrigschwellig, leicht realisierbar und für alle machbar. Ich sehe eben, darüber habe ich schon einmal berichtet, siehe Humanize the system.
Ein Mini-WOL für die Verwaltung
Dafür habe ich Mitarbeitende einer Stadtverwaltung – standortübergreifend und per Zufallsauswahl – in eine Art Mini-Working Out Loud geschickt. Bei insgesamt sechs Terminen, inklusive Kick-off (in der Musikschule) und Abschluss (auf dem Bauhof), haben sich die Kolleg:innen selbstorganisiert und eigenverantwortlich durch ein Lernformat bewegt.
Die Teilnehmer:innen kamen dabei aus den unterschiedlichsten Bereichen: Stadtwerke, Kunstschule, Kitas, etc. aber auch aus dem Rathaus.
Neben dem einstündigen Austausch zu Themen wie Kommunikation, Feedback im Alltag und Netzwerkaufbau haben sie ganz nebenbei Methoden kennengelernt, die sie selbst moderierten und anleiteten – darunter auch die Retrospektive als Abschlussformat. Eine eigene Lernreise, zugeschnitten auf die Bedarfe der Stadtverwaltung.
Kompetenzen leicht vermittelt und direkt zum ausprobieren. Z. B. einfach mal die Moderation übernehmen.
Vier Termine und vier Teilnehmer:innen: So kam jede*r mindesten einmal in die Rolle Host für die anderen zu sein, einmal zu moderieren und einmal darauf zu achten die Zeiten einzuhalten. Für viele war es das erste mal, dass sie ein Meeting moderiert haben.
Unterlagen und Ablauf
Wie hat das ganze funktioniert? Ich habe für jeden Termin Unterlagen erstellt, die ich Ihnen in ausgedruckter Form zur Verfügung gestellt habe. Das war einmal ein Kuvert auf dem der Ablauf nochmal beschrieben war, ein Postkarten-Set mit den Methoden und dann für jedes einzelne Treffen ein detaillierter Plan mit Check-In, Aufgabenstellung + Methode + Timing, am Ende der Check-Out mit der Fragestellung wer das nächste Mal moderiert und wo sie sich treffen. So haben die Teilnehmer:innen sich selbstorganisiert durch den kompletten Ablauf gehangelt. Das war nicht immer einfach, aber am Ende haben sie es geschafft.
So sah es am Ende aus:

Ein starkes Commitment
Mein persönliches Highlight: Von den 36 Anmeldungen zum Kick-off entschieden sich 33 Menschen, FELLows zu werden. Und von diesen 33 nahmen 27 – plus Kinder, plus weitere Familienanhänge, die Oberbürgermeisterin und ihr Hund – an der Abschlussveranstaltung auf dem Bauhof teil. Die fünf, die nicht dabei waren, hatten gute Gründe und es bedauert, dass sie nicht dabei sein konnten. Auf dem Bauhof wurde eine Feuerschale entzündet und es gab Gegrilltes, die Kinder grillten Marshmellows und verzierten den Bauhof mit Kreide, während die Erwachsenen sich gruppenübergreifend über die Ergebnisse ihrer Treffen austauschten.
Das Feedback insgesamt war überwältigend und hat mich sehr berührt. Schließlich hatte ich die Teilnehmer:innen, die FELLows, fast 3 Monate nicht gesehen!
Fellbach im Kopf
Realisiert habe ich FELLow für die Stadtverwaltung Fellbach. Auch die Namensgebung ist für mich ein Highlight: Lest FELLOW einmal rückwärts – und ihr entdeckt WOL. Tatataaa. Sowas passiert des Nachts in meinem Kopf.
Was so leicht wirkt und so logisch, ist das Ergebnis eines langen, langen Kreativprozesses.
Damit die FELLows völlig autark durch die vier Treffen kamen, habe ich ihnen Unterlagen zur Verfügung gestellt, mit denen sie sich selbstorganisiert durch die Termine bewegen konnten – von mir selbst konzipiert und gestaltet. Mit Timings und Anleitungen für die Methoden.
Ein kleines Geständnis: Zwei Wochen nach dem Kick-off habe ich nicht mehr ausgehalten. Ich wollte wissen, ob sich die Teams gefunden und organisiert haben. Also habe ich nachgehakt – und von allen ein klares „Daumen hoch“ zurückbekommen. Puh, sage ich euch.
Loslassen ist einer meiner Hashtags in diesem Jahr. Und das musste ich: Die Kontrolle über FELLows lag komplett bei den Teilnehmer:innen.
Iteration und Weiterentwicklung
Jetzt geht es in eine Iteration mit den erstellten Unterlagen – vielleicht bekommt das Konzept FELLows also ein zweites Leben. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Humanize the system
Humanize the system ist mein Newsletter auf LinkedIn. Und vielleicht sollte ich auch hier einen Newsletter aufsetzen? Wenn du mir aber erst einmal auf LinkedIn folgen möchtest, findest du den Link im Footer auf meiner Website.


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