July 5, 2024
Es reicht ein Hashtag, ein Wort - alle wollen mit dabei sein und rennen los. Ich schreibe heute ausnahmsweise mal über KI und darüber, wie ich mich nähere, was mich gerade damit verbindet.
Aus geordneter, sicherer Distanz beobachte ich gerade, wie damit experimentiert wird, wie gestaltet wird und wie wir versuchen unsere Arbeit zu erleichtern, zu optimieren. Alles gut. Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Ich versuche damit in Akzeptanz zu gehen.
Ich beobachte das ganze KI-Gewusel und den Hype darum aus sicherer Distanz
Wut ist aber gut und was mich zunehmend nervt und wütend macht, ist das nicht hinterfragen und bedenken- und gedankenlose akzeptieren der durch KI erstellten Grafiken, Bilder, Situationen, Impressionen. Ich ärgere mich über Darstellungen, die so offensichtlich ein Bild von Menschen transportieren, dem die richtigen Menschen, also - du und ich - nur selten entsprechen. Und das ich nicht mehr akzeptieren mag.
Es trägt in sich die Botschaft: keine Abweichung von dem, was die Gesellschaft als "normal" betrachtet.Diese Menschen sind smart, weiß, meist von sehr guter Figur, zwischen 30 und 40. Frauen werden oftmals in stark sexualisierter Kleidung dargestellt, sie tragen meisten so hochhakige Schuhe, dass ich jeder, jedem der diese erstellt hat spontan wünsche einmal einen ganzen Tag damit zu laufen.
Tipp des Tages: Wenn du solche Schuhe tragen möchtest, nimm Blasenpflaster mit
Ich wünsche mir auch: Wenn ihr euch schon so ernsthaft und tiefgreifend mit KI beschäftigt, dann vergesst doch bitte nicht dabei, sie auch zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was Bildwelten mit uns und unserer Gesellschaft machen. Ethik mitzudenken. Diversität mitzudenken. Strukturell vorhandenen Rassismus mitzudenken. Wir sind klein und groß, haben Pickel, einen Bauch oder zwei. Wir tragen manchmal die furchtbarsten Klamotten der Welt und gerne auch mal ausgelatschte Schuhe, einfach weil sie so bequem sind. Wir sind jung und alt. Wir sind divers und unperfekt. Und das ist gut so.
In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Auch das ist eine Frage die sich jetzt stellt und die wir meiner Meinung nach auf gar keinen Fall die KI beantworten lassen sollten. Bilder die ihr darüber erstellt, formen unsere Gedanken und Meinungen dazu mit. Ihr als Ersteller:innen dieser Bilder tragt die Verantwortung, die die KI nicht trägt.
Wie sieht das aus mit deiner Verantwortung?
Nun ist es so, dass die KI Bilder reproduziert, die schon da sind. Es werden die Bilder wiedergegeben, die auch in unseren Köpfen exisitieren, die auch die Werbewelt uns spiegelt. Wir wären alle gerne perfekt und deswegen ziehen wir den Bauch ein, recken den Hals damit das Doppelkinn verschwindet und räumen unsere Wohnung auf, bevor wir eine Instagram-Story erstellen. Alles menschlich, alles normal. Infsofern ist es sicherlich zu kurz gedacht, die Schuld der KI zu geben.
Was mich aber beschäftigt ist tatsächlich die Frage: Muss es so sein. Wollen wir es wiederholen oder wollen wir die Chance nutzen, jetzt gegenzusteuern. Es geht um Revolution. Es geht um Widerstand. Es geht um Alleyship. Es geht irgendwie um alles. Möglicherweise radikalisiere ich mich hier gerade. Möglicherweise bin ich einfach nicht mehr bereit mitzubekommen, wie etwas hinterhergerannt wird, ohne den Kopf einzuschalten. Euer Kopf ist zum denken da. Überlasst das nicht der KI.
Ich habe mich die letzten Jahre intensiv mit Feminismus beschäftigt. Und mit was patriarchale Strukturen in uns auslösen. Egal ob Mann oder Frau. Ich beginne mich zusätzlich mit der Globalen Süden - Globaler Norden Achse und was bedeutet Dekolonialisierung zu beschäftigen. Für mich ist, was gerade passiert, Kolonialisierung 2.0. Auf verschiedenen Ebenen. Dem versuche ich mich nun zu nähern.
Bitte folgt Expert:innen die sich damit auskennen und dafür einsetzen, wie bspw. Eva Gengler oder Jürgen Geuter aka Tante. Informiert euch über Faires KI-Prompting. Z. B. in dem Leitfaden, den Eva mit ihrem Team für Organisationen erstellt hat. Ich verlinke alles hier:
Website von Eva Gegners Unternehmen feminist ai